Der Nordost weht rauschend durch die Kronen der Kiefern. In bizarren Verrenkungen trotzen sie seit Jahrhunderten in den Dünen hartnäckig den Stürmen des Meeres. Nirgends in den Kaiserbädern sind sich die Bäderarchitektur-Villen und die Natur der Ostsee so nah wie in Bansin. Die Schaumkronenwellen scheinen greifbar. Denn nur in Bansin legt sich das weite Blau auch auf der Promenade in den Blick der Flanierenden.
Eingebettet zwischen Ostsee und Schloonsee ist das Leben auf den Straßen und in den vielen kleinen Lokalen von Bansin quirlig und jung. Kein Wunder: Ist Bansin doch das jüngste der drei Kaiserbäder. 1897 sogleich als Seebad gegründet, fallen auch hier die eleganten Villen und Holzhäuser ins Auge. Entlang der Promenade sind sie auf Lücke gebaut. So gibt es Ostseeblick auch von den Balkonen und Veranden der zweiten Reihe. Weltweit einzigartig ist die Bergstraße. Nirgendwo sonst gibt es so viele erhaltene Bäderarchitekturvillen auf einem Fleck wie dort.
Als erstes deutsches Seebad erhielt Bansin 1923 die „Freibade-Erlaubnis“. Von nun an durften Badelaunige geradewegs vom Frühstückstisch der Pensionswirtin über die Promenade zum Strandkorb schlendern und sich im modischen Einteiler frei in den Ostseewellen vergnügen. Vorher wurden die Herrschaften in abgeteilten Badeanstalten mit einem Badekarren in die Ostsee gezogen. Noch heute stehen links und rechts neben der Bansiner Konzertmuschel jene altertümlichen Umkleidewagen.
Bansin, das war das Bad der großen UFA-Stars. Schauspieler wie Heinz Rühmann oder Willi Fritsch trafen sich gern im Café Asgard oder im einstigen Nobelhotel „Meeresstrand“. Der wohl berühmteste Sohn des Ortes ist ohne Frage der Schriftsteller Hans Werner Richter. Dem Begründer der „Gruppe 47“, zu der Heinrich Böll, Siegfried Lenz, Marcel Reich-Ranicki und Günter Grass gehörten, haben die Bansiner im ehemaligen Feuerwehrspritzenhaus eine Gedenkstätte eingerichtet. Nicht weit entfernt verbrachte der Autor seine Kindheit. „Villa“ und „Paula“ steht in blauen Buchstaben auf den beiden Straßengiebeln seines Elternhauses, darunter der Spruch „Ob Ost, ob West, to hus is best.“ Vielleicht blieb Richter seiner Heimat auch deshalb ein Leben lang verbunden.
Ein kurzer Spaziergang und die Sonne fällt in Flecken durch das dichte Laub des Buchenwaldes, der gleich am Ortsende zu Usedoms Steilküste, auf den „Langenberg“ hinaufführt. Der Trubel des Strandlebens verhallt hinter den dicken, alten Stämmen. Nur das Meer rollt seine Wellen wie eine ferne Erinnerung an den Strand unterhalb des Sandkliffs, lässt die Hektik und den Stress des Alltags vergessen.
Beschaulich geben sich auch die drei kleinen Dörfchen Sellin, Alt-Sallenthin und Neu-Sallenthin im Rücken des schönen Seebades. Hier sind sie noch zu finden die mit Reet gedeckten Häuser, die sich an die Ufersäume gleich mehrerer Seen schmiegen. Gothensee, kleiner und großer Krebssee, Schmollensee. Und der Lärm des allzu schnellen Lebens verstummt in den uralten Buchen- und Eichenwäldern, die sie umgeben.
Herzlich Willkommen in Bansin